ALMVOLK-Motiv: Almkuh

bimmelnde grossvieheinheit

Seit dem Viehauftrieb Anfang / Mitte Juni sind unsere Almen wieder bevölkert, man spricht auch davon, dass sie bestoßen sind. Die Anzahl des für jede Alm zugelassenen Weideviehs wurde im Alpenraum traditionell in Stößen angegeben, das moderne Maß ist die Großvieheinheit.

 

Im letzten Jahr umfasste der Bestoß auf den 709 oberbayrischen Almen mit ihren rund 19.000 Hektar Lichtweidefläche 1.488 (Mutter-) Kühe, 16.104 Kalbinnen (zwischen 1 und 2 Jahre alt), 1.913 Jungrinder (zwischen 6 Monate und 1 Jahr alt), 513 Kälber (unter 6 Monate alt) und 569 Stiere bzw. Ochsen. Außerdem sömmerten 2014 auf den oberbayrischen Bergweiden 499 Pferde sowie 2.638 Schafe und Ziegen. Bei rund einem Drittel des Auftriebs handelte es sich um Pensionsvieh, d.h. Fremdtiere von Bauern, die über keine eigene Almfläche verfügen (Quelle: Almwirtschaftlicher Verein Oberbayern).

 

Im benachbarten österreichischen Bundesland Tirol machen die zu Almen gehörenden Flächen beeindruckende  47% der Landesfläche aus. Auf den mehr als 2.200 Tiroler Almen verbringt mehr als die Hälfte des Kuhbestandes den Sommer, die durchschnittliche Almweidezeit beträgt rund 90 Tage.

 

Die Almwiesen mit ihren besonderen Kräutern und Gräsern bieten dem Vieh neben freiem Auslauf, Sonne und guter Luft vor allem schmackhaftes und gesundes Futter. Die Sömmerungstiere scheinen ihre Erfahrungen des Almaufenthalts von Generation zu Generation weiterzugeben, so dass ein typisches Weideverhalten beobachtet werden kann, das die alpenländische Landschaft prägt. Oft werden die Herden von erfahrenen Leitkühen angeführt. Damit die Sennerinnen und Almerer ihre Herde auch bei schlechtem Wetter beaufsichtigen bzw. einzelne auf den weiten Almgründen versprengte Tiere finden können, trägt das Almvieh die bei jeder Bewegung bimmelnden und weithin gut vernehmbaren Viehglocken.

 

Auf den Almen in unserer Region treffen wir vor allem auf Fleckvieh, das ursprünglich aus der Verdrängungskreuzung einheimischer "Schläge" (Süddeutsche Landrinder) mit Schweizer Simmentaler Rindern hervorgegangen ist. Das rotbraun-weiß gescheckte Fleckvieh ist eine großwüchsige, kräftige Rinderrasse. Die bis zu 800kg schweren Fleckvieh-Kühe und bis zu 1.200kg schweren Stiere verfügen trotz ihrer Größe über eine hohe Almtauglichkeit. Dazu zählen eine gute Geländegängigkeit, eine hohe Futtergenügsamkeit, robuste Gesundheit und Wetterfestigkeit sowie Friedfertigkeit.

 

Für die Beweidung der Almen eignen sich grundsätzlich auch andere Rinderrassen wie zum Beispiel das Tiroler Grauvieh, braunes Höhenvieh („Allgäuer“), kastanienbraun mit Rücken- / Bauchblessen gefärbte Pinzgauer oder Schwarzbunte. Sporadisch – aber aufgrund ihrer hohen Fleischqualität in den letzten Jahren zunehmend – sömmern auf einzelnen Almen auch schwarze Angus-Rinder oder die schottischen Galloways mit ihrem zotteligen, schwarz oder rötlich gefärbten Fell.

 

Bis voraussichtlich Mitte / Ende September werden wir die „bimmelnden Großvieheinheiten“ noch in den Bergen antreffen, bevor sie zum Ende des Almsommers zurück ins Tal abgetrieben werden.

 

Günter Etschel ALMVOLK