Wegkreuze zur inneren Einkehr
Bei unseren Wanderungen und Bergtouren stoßen wir immer wieder auf sie: hölzerne Gedenktafeln, mit kunstvoll geschnitzten Christus-Figuren oder Heiligenbildern, zum Schutz vor den Wettereinflüssen mit einem Dach geschützt, mit Blumen geschmückt und meist auch mit einer Inschrift versehen, die an den Anlass für die Errichtung der Gedenktafel erinnert. Oft aufgestellt auf einer Anhöhe, einer Weggabelung, an einem Fluss oder einer Felswand im Bergwald.
Die Weg- und Flurkreuze, die meist an viel begangenen und landschaftlich markanten Orten errichtet sind, werden im Volksmund Marterln genannt.
Wie der steinerne Bildstock sind sie kleine Denkmäler. Der Begriff Marterl leitet sich von der „Marter“ ab, die in der christlichen Passionsgeschichte das Leiden des an einen Holzpfahl geketteten Jesus darstellt. Ursprünglich von Tirol ausgehend hat sich die Errichtung und Pflege der Marterln als Form der Volksfrömmigkeit im katholisch geprägten Alpenraum verbreitet. Sie sollten zur stillen Andacht und zum persönlichen Seelendienst der Vorbeigehenden auch außerhalb von Kirchen und Kapellen anhalten. Auf Almen und Bergbauernhöfen baten sie um göttlichen Beistand und Segen für Mensch, Vieh und Ernte.
Später wurden Marterln insbesondere als Zeichen der Dankbarkeit für überstandene Gefahren, Naturkatastrophen oder Seuchen, dem Gedenken an besondere Menschen und zur Erinnerung an bedeutsame Unglücks- und Todesfälle aufgestellt. Sie dokumentieren damit auch die Gefahren, denen Bergbauern bei der Einbringung des Wildheus, Holzknechte bei der Arbeit im Bergwald und Jäger bei der Pirsch im Hochgebirgs-Revier ausgesetzt waren. Nahe des Unfallortes angebracht fordern die hölzernen Marterln den Wanderer zum Innehalten mit einem kurzen Gebet auf.
Das Marterl ist unser ALMVOLK-Motiv zum nahen Osterfest.
Günter Etschel │ ALMVOLK