talfahrt auf dem hornschlitten
Im Winter wird es ruhig auf den Almen, zumindest auf denen, die nicht in einem Skigebiet oder direkt an einer Skitouren-Route liegen. Manchmal jedoch unterbricht der Klang von Äxten und Sägen das Schweigen im Bergwald. Die Waldarbeiter, in Oberbayern und Tirol auch heute noch als Holzknechte bekannt, verrichten ihre Arbeit. Insbesondere Laubholz wird im Winter geschlagen, wenn die Stämme einen geringeren Wassergehalt haben, die Baumkronen frei sind und der Boden gefroren ist.
Während heute Motorsägen und Traktoren mit Seilwinden die Arbeit im Bergwald erleichtern, war es früher der Hornschlitten, der bei der Holzbringung zum Einsatz kam. Die Holzknechte haben den Holzschlitten - besonderes Merkmal: die vorne nach oben verlängerten Kufen, auch „Hörner“ genannt - mit dem geschlagenen Lang- und Scheitholz beladen, um es zu den tiefer gelegenen Ganterplätzen zu transportieren. Von dort konnte es dann mit anderen Transportmitteln zum Sägewerk gebracht werden.
Die Talfahrt mit dem beladenen Hornschlitten war abenteuerlich und gefährlich, wovon zahlreiche Marterln für verunglückte Holzknechte zeugen. Aufgrund des kräfteraubenden Aufstiegs mit den schweren Gerätschaften wurden die Schlitten so schwer wie möglich beladen, oft sogar noch einige Stämme nachgezogen. Die oft tonnenschwere Holzladung im Rücken, steuerten die Fahrer den Schlitten nur mit Druck und Zug auf die Hörner und den Füßen im Schnee die eisigen Pfade durch den Bergwald hinab. Zum Bremsen stemmten sie sich mit aller Kraft in die „Tatzen“, zwei seitlich angebrachte Stangen mit eisernem Bremsbeschlag.
Auch heute noch kann man bei uns – wenn auch selten – einen Holztransport auf diese Weise beobachten.
Günter Etschel │ ALMVOLK